21.09.2013
Aktuelles
Gesprächsnachsorge
Wenn Einsatzkräfte der Hamburger Feuerwehr zu Einsätzen ausrücken, dann geht es oftmals um Sekunden. Ziel aller Feuerwehrleute ist es, schnell und effizient zu helfen, um Gefahren abzuwehren.
Anhand eines gut aufgestellten Aus- und Fortbildungssystems durch die Feuerwehrakademie sowie an den einzelnen Wachen, sind die Hamburger Feuerwehrangehörigen auf nahezu jede erdenkliche Einsatzsituation fachlich gut vorbereitet.
Doch wer hilft, wenn die Einsatzkräfte nach einem für sie belastend wahrgenommenen Einsatz, z.B. Plötzlicher Kindstod oder aber Person unter Zug, selbst Unterstützung benötigen?
Am 14. und 15.09. trafen sich, eingeladen von der Spezialeinsatzgruppe Gesprächsnachsorge der Feuerwehr Hamburg (SEG-G), 12 Teilnehmer von Freiwilliger Feuerwehr, Berufsfeuerwehr und der Hochbahn, um gemeinsam zu erlernen, belastende Reaktionen durch besondere Einsatzlagen bei den eigenen KameradenInnen und KollegenInnen zu erkennen und darauf adäquat reagieren zu können.
Gegliedert ist dieses Seminar zur Ausbildung zum Gesprächsnachsorger in zwei Module, wobei der erste Teil im Gemeindehaus der Hauptkirche St. Petri stattgefunden hat.
Geschult wurden die Teilnehmenden nach dem in den USA entwickelten CISM-Konzept (Critical incident Stress management) welches sich bei der SEG-G fest etabliert hat.
Bevor tiefer in die Thematik eingestiegen wurde, befasste sich der Lehrgang erst einmal mit Grundlagen. Was ist überhaupt Stress? Ist es nicht weit mehr als nur ein gängiges Modewort und wenn ja, was kann Stress auslösen, wie macht er sich durch körperliche Reaktionen bemerkbar und was für Auswirkungen hat Stress auf langfristige Sicht hin?
In Gruppenarbeiten kamen sich die Teilnehmenden näher und konnten gut ihre persönlichen Erfahrungen zusammentragen, wie ihre bisherigen Erfahrungen mit Stress aussahen.
Kernschwerpunkt war, anhand von fiktiven Einsatzsituationen Einzelgespräche durchzuführen. Dies geschieht nach einem bestimmten Schema, welches zum einen dem Gesprächsführenden helfende Anhaltspunkte als Werkzeuge mitgibt. Zum anderen soll der Betroffene, welcher eine für ihn belastende Einsatzsituation durchlebt hat, die Möglichkeit erhalten, sich in einem vertrauten Rahmen öffnen und seine Problematik schildern zu können.
Gemeinsam wird dann in mehreren Schritten und eventuell auch zeitlichen Abständen versucht, Möglichkeiten zu finden, was dem KameradIn oder dem KollegenIn in der Akutsituation gut tun könnte, welche professionellen Anlaufstellen, wie zum Beispiel die Notfallseelsorgepastorin Erneli Martens, es gibt und wie der Kontakt hergestellt werden kann.
In der Gesamtgruppe wurden diese simulierten Einzelgespräche dann im erforderlichen Rahmen prozessorientiert evaluiert und Feedback gegeben.
Die regelmäßigen Pausen boten eine gute Gelegenheit, sich bei Snacks und Kaffee rege über bisherige eigene Einsatzerfahrungen auszutauschen.
Resümierend fiel die Resonanz zu diesem ersten Teil der Fortbildung positiv aus. Alle Teilnehmenden sind zufrieden, anhand dieses Seminares dafür sensibilisiert worden zu sein, Belastungen durch Einsätze bei KameradenInnen und KollegenInnen zeitnah zu erkennen und darauf adäquat reagieren zu können, um eine Manifestation dieser Belastungen rechtzeitig abzuwenden.
Besonders hervorgehoben sei an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass der Mix aus Angehörigen von der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr zu einem äußerst guten Austausch mal ganz abseits vom regulären Tagesgeschäft geführt hat.
Ein besonderer Dank gilt dem Dozenten des Seminares, Carsten Reinsberg (SEG-G der BF Hamburg).
Jan Todt
(FF Volksdorf)
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