31.03.2014
Aktuelles
Jahreshauptversammlung 2014 der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg
Am Freitag, den 28.03.2014, fand im Wilhelmsburger Bürgerhaus die alljährliche Jahreshauptversammlung der gesamten Freiwilligen Feuerwehr Hamburg statt.
Neben den Wehrführungen aller 87 Hamburger Wehren sowie den einzelnen Bereichsführungen, waren auch zahlreiche geladene Gäste zugegen.
So waren unter anderem die Landesfeuerwehrführer der unmittelbar benachbarten Bundesländer, Vertreter der Hamburger Werksfeuerwehren, der Erholungsfürsorge der FFH, zahlreiche Pressevertreter, Delegierte der dänischen Feuerwehr sowie Entsandte der Landesunfallkasse Nord, Mitglieder aus der Hamburger Bürgerschaft und Politik sowie viele weitere anwesend.
In Gedenken an im vergangenen Jahr verstorbene Mitglieder aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg, erinnerte einleitend mit einer Rede die Landesfeuerwehrpastorin Erneli Martens.
Im Folgenden trug der Landesbereichsführer, André Wronski, seinen Jahresbericht vor. Dieser ist im Verlauf des Artikels weiter unten nachlesbar.
Ferner verkündete ebenfalls der Landesjugendfeuerwehrwart Hamburgs, Uwe von Appen, auch seinen Rückblick für das Jahr 2013.
Einige Kernpunkte der Rede von LBF Wronski:
1. Zunahme der zu bewältigen Einsatzaufgaben
2. Schutzzielneuausrichtung
3. Auslieferung weiterer V-Foce Chargen
4. Lösungsvorschlag für eine optimiertere Alarmierungstechnik der FF
5. Ist-Zustand von Florian 2.0
6. Brandschutzfrüherziehung
7. und viele weitere
Im Anschluss an einen kurzen Imbiss, welcher auch die Möglichkeit des gegenseitigen Dialogs untereinander bot und von musikalischen Einlagen des Musikkorps der FF-Fischbek geprägt war, galt das Wort einer Reihe von Gastrednern.
Insbesondere hervorgehoben seien hierbei sowohl Oberbranddirektor Klaus Maurer sowie der Präses der Innenbehörde, Innensenator Michael Neumann.
Beide lobten ausdrücklich das unermüdliche Engagement der fast 2500 ehrenamtlichen HelferInnen der Feuerwehr Hamburg.
Zu jeder Tages- und Nachtzeit sind diese das gesamte Jahr über für ihre Mitbürger da, um bei Notlagen professionell helfend zur Seite zur stehen.
Des Weiteren fanden die obligatorischen Regularien um die Verlesung der Kassenberichte, die Entlastungen der Amtsinhaber sowie die Neuwahlen der Kassenprüfer statt.
Abschließend wurden noch drei Mitglieder aus unterschiedlichen Wehren für jeweils besonders herausragende Leistungen mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Silber und Bronze ausgezeichnet.
1. Andreas Fick (BERF Unterelbe):
Feuerwehrehrenkreuz des DFV in Silber
2. Dieter Reppenhagen (FF Bergedorf):
Feuerwehrehrenkreuz des DFV in Silber
3. Jürgen Kielmann (FF Curslack):
Feuerwehrehrenkreuz des DFV in Bronze
Nachstehend die Rede des Landesbereichsführers Andre Wronski:
Sehr geehrte Frau Vizepräsidentin Möller,
sehr geehrter Herr Senator Neumann,
sehr geehrter Herr Staatsrat Schiek,
sehr geehrte Abgeordnete und Deputierte,
verehrte Gäste,
liebe Feuerwehrkameradinnen
und Feuerwehrkameraden von Nah und Fern.
auch ich möchte Sie und Euch bei unserer diesjährigen Jahreshauptversammlung herzlich begrüßen. Ich will mit Ihnen und Euch einen Rückblick auf das vergangene Jahr werfen, jedoch vor allem auch nach vorne schauen und die anstehenden Herausforderungen klar benennen.
Hinter uns liegt ein bewegendes Jahr. Ein Jahr mit vielen Themen, mit Erfolgen und aber auch mit nach wie vor offenen Baustellen. Damit wir nicht über jedes kleine Schlagloch reden, liegt Ihnen und Euch erstmals ein schriftlicher Jahresbericht vor, in dem einige Schlagthemen beschrieben sind. Er ist Teil einer Sonderausgabe meiner LBF-Aktuell, die ich seit Juni 2012 herausgebe, im Durchschnitt ab 2013 alle zwei Monate. Ich will damit für mehr Transparenz sorgen, informieren, Entscheidungen erklären, aber auch Erfolge herausstellen und auch jenen Kameradinnen und Kameraden öffentlich danken, die Gutes für unsere Freiwillige Feuerwehr leisten.
Der rote Faden dieser Sonderausgabe und meiner heutigen Rede ist der Haushalt der Freiwilligen Feuerwehr. Wie im Jahresbericht will ich mit Zahlen beginnen. 2013 war ein Rekord-Einsatzjahr für unsere Freiwillige Feuerwehr.
Knapp 10.000 Mal seid Ihr, liebe Kameradinnen und Kameraden, ausgerückt – so oft wie schon lange nicht mehr. Fast 3.000 Einsätze mehr als im Vorjahr. Die Quelle dieser erheblichen Steigerung sind vor allem die beiden Wetterlagen im Herbst. Hier haben sich die Freiwilligen Feuerwehren über mehrere Tage einmal mehr als verlässlicher Garant für die Sicherheit unserer Stadt erwiesen.
Durch die gute Aufstellung unserer Wehren – 2 Großfahrzeuge mit weitgehend gleicher Beladung und diversen Sonderkomponenten wie Rüstfahrzeugen oder die Gerätewagen Versorgung – war die Zahl eingesetzter Einheiten weit über der Anzahl Freiwilliger Feuerwehren.
Aber natürlich ist dies nur ein kleiner, wenn auch beachtlicher Teil, unseres Einsatzspektrums. Im Tageseinsatzgeschäft haben die Freiwilligen Wehren – nach einigen Jahren mit teilweise deutlich weniger Alarmierungen – wieder eine stärkere Rolle erfahren. Diese Rolle wird sich mit der Umsetzung des neuen Schutzziels jedoch auch ab diesem Jahr nochmals verändern.
Unsere Freiwillige Feuerwehr hat mit dem Schutzzielwechsel zum 1. Februar 2014 deutlich mehr Verantwortung für die Sicherheit unserer Nachbarn in den Stadtteilen übernommen als zuvor. Bisher waren wir in den meisten Fällen das dritte Löschfahrzeug an der Einsatzstelle. Manch ein Atemschutzgeräteträger hatte eine große Routine im An- und Ablegen des Gerätes, zum Einsatz kam er nur sehr selten. Das ist jetzt anders. Als Ergänzungskomponente zur Löschgruppe der Berufsfeuerwehr, als zweites Löschfahrzeug an der Einsatzstelle, ist die Bedeutung unserer Kameradinnen und Kameraden, auch unserer Technik, deutlich gestiegen. In manchen Teilen der Stadt sind die Freiwilligen Feuerwehren sogar oft die erste Einheit vor Ort, der erste Verteiler wird gesetzt und der erste Angriffstrupp geht mit vierstelligen Nummer auf dem Helm in ein Brandobjekt.
Wir stellen uns dieser Aufgabe, denn letztlich engagieren sich genau dafür 2.500 Frauen und Männer ehrenamtlich für diese Stadt.
Aber wir haben es uns vorher nicht leicht gemacht. Die gemeinsame Projektgruppe mit Kollegen der BF und Angehörigen der FF hat Euch, die Führungskräfte, im vergangenen Jahr befragt. Eure Meinungen und Einschätzungen abgeholt:
Können wir das? Welche Zusagen wollen wir machen? Wo liegen unsere Grenzen?
Am Ende standen ehrliche Antworten und Einschätzungen – und ich will Euch, meinen Wehrführer, danken. Ohne Eure offene, konstruktive Mitarbeit ging und geht es nicht.
Mit der Übernahme der Besetzung der Gerätewagen Rettungsdienst von der Berufsfeuerwehr haben einige Wehren neue Aufgaben übernommen. Die Zusammenarbeit zwischen Feuer- und Rettungswachen und unseren Wehren wird enger als bisher. Gemeinsame Fortbildungen, Training an der Drehleiter, laufen bereits. Wir sind hier auf einem guten Weg. Dafür will ich Euch, dafür will ich aber auch Ihnen, Herr Warner, stellvertretend für die Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Wachen an dieser Stelle herzlich danken.
Unsere Wehren nehmen diese Herausforderungen an. Eine stärkere Einbindung sorgt letztendlich auch für eine höhere Motivation der Kameradinnen und Kameraden. Gleichzeitig reicht allein dies nicht aus. Im Gegenteil: Es muss nachhaltig sichergestellt werden, dass – im besten Fall 87 Mal in Hamburg – die Wehren stets tagsüber und nachts die erforderlichen Funktionen (6 Einsatzkräfte) schnell und zuverlässig stellen können. Dazu bedarf es einer Vielzahl von Faktoren, die ich in vier Gruppen einteile:
Erstens: Die Motivation der Kameradinnen und Kameraden, die schon bei uns sind, muss da sein – und da bleiben.
Zweitens: Unsere Feuerwehrleute müssen in der Lage sein, zum Einsatz zu kommen: Stichworte sind hier verfügbarer und bezahlbarer Wohnraum und – wichtiger noch – de Bereitschaft der Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter zum Einsatz gehen zu lassen.
Drittens: Die Einsatztechnik muss stimmen. Fahrzeuge, Feuerwehrhäuser, Alarmierungstechnik.
Und viertens: Unsere ständige Aufgabe muss sein, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat erneut motivierte Bürgerinnen und Bürger für unser Ehrenamt zu gewinnen.
Hinter jeder dieser vier Gruppen liegen weitere Ziele. Nicht auf jeden Baustein kann ich in der kurzen Zeit vollumfänglich eingehen. Einige muss ich dennoch nennen:
Die Sicherheit meiner Kameradinnen und Kameradinnen liegt mir besonders am Herzen.
Sie zu gewährleisten ist die oberste Aufgabe eines jeden Landesbereichsführers – letztlich jeder Führungskraft. Nach jahrelangen Verzögerungen und Planungen sind letztes Jahr endlich die ersten neuen Schutzanzüge verteilt worden. Dieses Jahr laufen die Vermessungen und im Herbst wird der weit überwiegende Teil der Atemschutzgeräteträgerinnen und Atemschutzgeräteträger ausgerüstet werden.
Die Anschaffung ist dringend erforderlich, ein Großteil der heutigen Schutzkleidung ist für den Innenangriff nicht mehr geeignet. Die Beschaffung war nicht so einfach wie mancher denkt. Neben Lieferschwierigkeiten beim Lieferanten bescherte uns vor allem der enorm hohe Anschaffungspreis Probleme. Denn: Diese große Investition leisten wir aus dem laufenden Haushalt ohne Sonderetat oder ähnliches. Damit ist auch klar: Wo Prioritäten gesetzt werden, fallen andere Dinge hinten runter.
Am Ende aber ist mir der Schutz der Gesundheit meiner Kameraden wichtiger als neue Rüstwagen oder neue Stromaggregate. Denn die können verbrannte Haut von Feuerwehrfrauen und Männern nicht heilen.
Ein wichtiger Faktor ist die Wertschätzung für unser Ehrenamt.
Sie, Herr Senator Neumann, beweisen dies mit jedem Besuch, den Sie uns zu Teil werden lassen. Sei es bei den Wehren vor Ort, beim Hanseatenpokal, bei unserer Jugendfeuerwehr letzte Woche oder durch die Gelöbnisse junger Feuerwehrangehöriger, die wir gemeinsam mit Ihnen im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses feiern dürfen. Sie sind für Ihre Freiwillige Feuerwehr da, bei Sonnenschein – und bei Starkregen. Das ist nicht selbstverständlich.
Sie haben mir letztes Jahr an dieser Stelle untersagt, Ihnen dafür zu danken. Und wer bin ich, dass ich einer Anordnung meines Senators nicht Folge leiste. Daher werde ich Ihnen nicht danken. Aber ich kann diejenigen, die es jetzt mit Applaus trotzdem tun wollen, nicht davon abhalten.
Wertschätzung kann man nicht mit Geld ausdrücken. Trotzdem wollen wir sicherstellen, dass die Aufwände, die entstehen, auch ein wenig ausgeglichen werden.
Ich habe daher entschieden, dass im Rahmen der Möglichkeiten das Budget für Bekleidung etwas angehoben wird. Das ist nicht viel, 6 Euro je Mitglied der Einsatzabteilung, aber im Ergebnis sind es zehn Prozent für jede Wehr. Das ist ein kleiner Dank, aber – auch das will ich deutlich sagen – keine Möglichkeit, die Preissteigerungen bei unserem Lieferanten Lion auszugleichen.
Darüber hinaus habe ich ab diesem Jahr verfügt, dass künftig auch die stellvertretenden Jugendfeuerwehrwarte eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten.
Sie waren bisher die einzigen Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr, die überhaupt keine Entschädigung erhalten haben – außer natürlich die Dankbarkeit der Jugendlichen. Aber dafür kann man den Freund, die Freundin, nicht zum Essen ausführen oder einen Blumenstrauß mitbringen. Als kleiner Ausgleich für die Abende, die der Partner oder die Partnerin hinter dem Ehrenamt zurückbleiben muss.
Um sowohl Motivation, aber vor allem die Einsatzbereitschaft und schnelles Ausrücken sicher zu stellen, muss technisch alles richtig laufen.
Die Alarmierungstechnik muss auf den Prüfstand gestellt werden. Es ist nach wie vor Fakt – und ein Sicherheitsrisiko – dass die Alarmierung der FF mit dem heutigen System oft erst anläuft, wenn die Löschgruppe der BF bereits auf der Straße ist. Zeitverlust: Circa 2 Minuten.
Unsere Einsatzkräfte verlieren wertvolle Zeit, wenn Fahrzeuge erst den erforderlichen Bremsdruck in der Remise aufbauen müssen. Zeitverlust: Circa 1 bis 2 Minuten, manchmal sogar mehr.
Das klingt alles wenig. Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass unser neues Schutzziel besagt, dass wir binnen 8 Minuten an der Einsatzstelle sein wollen, davon 3 bis 5 Minuten für die Anfahrt zum Feuerwehrhaus verwendet werden, dann sind diese wenigen Minuten entscheidend. Am Ende gefährden sie den Einsatzerfolg, oder etwas deutlicher: Sie kosten Menschenleben.
So lange diese erheblichen technischen Defizite nicht beseitigt werden, ist das Einhalten der 5-Minuten-Frist – also das Tasten von Status 3 nach Alarmierung – nur schwer sicher zu stellen.
Hier braucht es eine flexiblere und realistischere Handhabung der Außer-Dienst-Schaltung.
Ich bleibe bei der Abstimmung mit der Rettungsleitstelle. Ein seit Jahre unbefriedigendes Thema – für alle Beteiligten – ist die in-Dienst- und außer-Dienst-Meldung. Es passiert, dass Wehren außer Dienst geschaltet sind, obwohl sie sich gar nicht a.D. gemeldet oder schon eine Indienstmeldung abgesetzt haben. Manchmal tage- oder wochenlang. Wehrführer werden per DME informiert, aber die Indienstschaltung erfolgt nicht im System. Routinen werden nicht berücksichtigt, Wehren trotz Tages-a.D.-Schaltung alarmiert. Gerade letzteres hat zu einer Verkettung vielfacher Probleme bei einem Feuer in Sasel beigetragen.
Letztlich fehlt eine transparente und einfache Übersicht, sowohl in der Rettungsleitstelle als auch für unsere Führungskräfte. Die Freiwillige Feuerwehr hat dazu mit unseren IT-Experten einen einfachen und günstigen Lösungsvorschlag entwickelt, der keinen wesentlichen Eingriff in das Einsatzleitsystem bedeutet. Diesen werden wir in Kürze der Einsatzabteilung vorstellen und erwarten eine konstruktive Unterstützung.
Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist grundsätzlich die gemeinsame Planung an unserer Verwaltungsoberfläche, dem FLORIAN-Portal. Hier hat sich bei der Erstellung des Anforderungskataloges die Einsatzabteilung, aber auch F03 und F05 aktiv eingebracht. Gemeinsam ist es unser Bestreben, unsere Geschäftsprozesse zu optimieren, damit sowohl Ehrenamt als auch Hauptamt von Bürokratie entlastet werden.
Allerdings ist FLORIAN auch ein Thema mit Höhen und Tiefen. Meinem Jahresbericht ist das entsprechende zu entnehmen. In der letzten Woche fand ein zweiter Eskalationstermin mit Dataport unter Moderation der Finanzbehörde statt. Das Ergebnis stimmt mich zuversichtlich, damit wir hier bald zu einem tragfähigen Vertrag kommen.
Ein Knackpunkt sind nach wie vor die Betriebskosten. Es ist schon verwunderlich, warum uns ein neues Produkt als viel besser und wirtschaftlicher angepriesen wird, die Betriebskosten jedoch dreimal so hoch anfallen – bei weniger Serviceumfang.
Mein Dank gilt an dieser Stelle zunächst – und ich bitte Herrn Körner um Weiterleitung – den Mitarbeitern von F034, sowohl dem ehemaligen Leiter Norbert Kusch als auch seinem Nachfolger Jörg Sauermann, der sich schnell in die Materie eingearbeitet hat und uns nach Kräften unterstützt.
Und ich will vor allem auch den ehrenamtlichen Kameraden und einer Kameradin danken, die sich in der Lenkungsgruppe für das Thema stark machen. Und ich will eine Zahl nennen, die mich – und sicher auch die Lenkungsgruppe – beeindruckt hat:
Wir wollen – mit Ausnahme des Lehrgangsmanagements – unsere Formulare künftig in einem Standard selbst programmieren, damit diese somit schnell und unkompliziert durch unsere Ressourcen bei LBM oder über Werkverträge mit kompetenten Angehörigen der FF entwickelt oder verändert werden können. Wir rechnen mit Ausgaben im vierstelligen Bereich. Dataport berechnet für die Programmierung eines normalen Formulars wie dem Einsatzbericht rund 45.000 Euro. Wir benötigen ungefähr 50 Formulare. Dies entspräche einem Mittelbedarf von 2,25 Millionen Euro für IT.
Ich glaube, deutlicher kann man nicht machen, wie stark die Freiwillige Feuerwehr bereit und in der Lage ist, einen Sparbeitrag zu leisten – und letztlich, wie wertvoll unsere Kameradinnen und Kameraden sind.
Meine Damen und Herren, wenn in Hamburg emotional über die Feuerwehr gesprochen wird und kein Feuer damit im Zusammenhang steht, dann geht es um unsere Löschboote. Arno Münster ist heute mit dabei und er hat im Parlament deutlich gemacht, dass es auch künftig in unserem Hafen Löschboote geben soll. Eine Entscheidung, die viele begrüßt haben. Löschboote dienen der Löschwasserversorgung im Hafen, sie unterstützen bei Blindgängerfunden. Aber eines tun sie nicht: Sie tragen nicht zur Wasserrettung auf Elbe, Alster und Bille bei. Mit einem Löschboot werden keine Menschen gerettet.
Die Wasserrettung obliegt in Hamburg der Feuerwehr. Innerhalb der Feuerwehr wird diese Aufgabe durch die Kleinlöschboote vom Typ 1 und in den Binnengewässern mit den Typ-2-Booten geleistet. 24 Kleinboote der Freiwilligen Feuerwehr sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Einsatz. Bei Schön- und bei Schietwetter. Ohne Diskussion. Knopfdruck reicht aus.
Einige wenige Kleinboote verfügen über feste Liegeplätze, in Neuland, auf der Veddel, an der Alster, in Moorburg und in Cranz. Alle anderen müssen über Slip-Bahnen zu Wasser gebracht werden.
Und hier liegt das Risiko: Alle zwölf Stunden fallen alle Slipbahnen mittlerweile trocken. Ein Ausrücken im Extremfall nicht möglich. Dieses Problem kann nicht durch die Feuerwehr oder die Behörde für Inneres und Sport geklärt werden. Hier liegt die Verantwortlichkeit klar bei Wirtschaftsbehörde und Umweltbehörde. Aber das Problem geht nur gemeinsam zu lösen.
Ich wünsche mir, dass es hier unter Einbeziehung der HPA baldmöglichst Gespräche gibt und mit dem Haushalt ein Weg aufgezeigt wird, damit diese Slipbahnen wieder rund um die Uhr einsatzbereit sind.
Herr Senator Neumann, Herr Staatsrat Schiek, Ihnen werden hier sicherlich interessante Gespräche mit ihren Senatskollegen bevorstehen. Daher will ich Ihnen einen Hinweis auf den Weg geben: Die Feuerwehr baut keine Straßen, bevor sie zu einem Feuer fährt. Es liegt in der Verantwortung des Hafensenators: Wer Sicherheit im Hafen will, muss die Infrastruktur bereitstellen.
Apropos zum Einsatz fahren:
Ich habe im Jahresbericht die Fakten zu unseren Bedarfen in Sachen Fuhrpark in den kommenden Jahren nachvollziehbar aufgezeigt – und auch den Spielraum, den die FF bei Investitionen in ihre Technik hat. Ich will daher nur bekräftigen, dass wir alle uns mit Blick auf die Schuldenbremse einen Investitionsstau nicht leisten können, der in den 20er Jahren voll einschlagen würde.
Was passiert, wenn über eine Dekade Invesitionen verzögert werden, kann auf der Karte über den Zustand unserer Feuerwehrhäuser nachvollzogen werden. Die Bürgerschaft hat 2013 ein Sanierungspaket in Höhe von 4,5 Millionen Euro beschlossen, das wir im vergangenen Jahr zur Umsetzung gebracht haben. Kommende Woche findet in Rissen die Grundsteinlegung statt. Ich darf aber schon jetzt verraten, dass die Arbeiter so schnell waren, dass wir fast das Richtfest gleich mit feiern können. Weitere Häuser sind in der Bauantragstellung oder Ausschreibung.
Um jedoch alle Häuser von Rot auf Grün oder Gelb auf Grün zu setzen, steht uns einiges bevor. Daher braucht es bis zur Einführung der Schuldenbremse 2020 ein dauerhaftes und vor allem verlässlich wiederkehrendes Investitionspaket, um diesen Stau aufzulösen. Ich bitte Sie, verehrte Abgeordnete, hier bei den anstehenden Haushaltsberatungen um besondere Aufmerksamkeit.
Meine Damen und Herren, damit komme ich zum letzten Punkt, um die richtigen Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen. Wir brauchen eine finanziell angemessen hinterlegte, nachhaltige Kampagne zur Mitgliederwerbung und Mitgliederbindung.
Wir haben dazu ein erstes Konzept erstellt, mit dem wir nachhaltig arbeiten können und wollen. Erfahrungen anderer Bundesländer – dort stecken Innenministerien Millionenbeträge in die Werbung für Freiwillige Feuerwehr – zeigen klar: Nur langfristige Kampagnen bringen die erforderlichen Erfolge ein. Hier darf nicht der Rotstift angesetzt werden, im Gegenteil: Hier braucht es grüne Farbe. Ich bedaure sehr, dass meine Bedarfsanmeldung zur Schaffung einer hauptamtlichen Stelle zur Öffentlichkeitsarbeit von F01 abgelehnt wurde.
Es kann nur im Interesse der Feuerwehr Hamburg insgesamt sein, wenn die Freiwillige Feuerwehr in der Lage ist, aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Hier erwarte ich nachdrücklich die von der Amtsleitung zugesagte Unterstützung.
Meine Damen und Herren, meinem Jahresbericht sind die Bedarfe unserer Freiwilligen Feuerwehren zu entnehmen. Sie sind mit Kosten hinterlegt, die ich weder übertrieben noch ungerechtfertigt finde. Wir kennen die Begrenzungen des Haushaltes, und das Verfassungsziel, ab 2020 keine neuen Schulden aufzunehmen.
Die Bürgerschaft hat für die Freiwillige Feuerwehr 2013 erstmals einen „eigenen“ Haushalt ausgewiesen. Investitionen werden jedoch gemeinsam – als Feuerwehr Hamburg – geleistet.
Sehr geehrter Herr Maurer, ich habe Ihnen im vergangenen Jahr an dieser Stelle für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit gedankt. Ich will dies ausdrücklich bekräftigen.
Wir stehen gemeinsam vor der Herausforderung, für unsere Feuerwehr, für unsere Stadt, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste herauszuholen. Die Freiwillige Feuerwehr schafft dies mit außerordentlich wenig Geld. Aber ohne geht es eben auch nicht.
Lassen Sie uns daher gemeinsam die Anmeldungen für den Haushalt offen und transparent diskutieren. Lassen Sie uns gemeinsam sorgfältig und kritisch prüfen, welche Ziele mit welchen Ausgaben am besten erreicht werden können. Wo Synergien erreicht werden können, statt Neues teuer zu beschaffen. Die FF ist bereit dazu. Sie ist auch bereit, auf Dinge zu verzichten. Und ich weiß, nicht alle von uns hier finden das gut.
Meine Damen und Herren, liebe Kameradinen und Kameraden, auf der ersten Seite des Jahresberichts habe ich eine Frage gestellt. Diese will ich nun beantworten: Ja. Freiwillige Feuerwehr ist bezahlbar. Sicherheit ohne Freiwillige Feuerwehr – die ist nicht bezahlbar.
Meine Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden, lasst mich die letzten Minuten kurz auf interne Themen zu sprechen kommen, die uns ebenfalls beschäftigt haben oder bald auf uns zukommen werden.
Letztes Jahr haben wir erneut 20.000 Euro in die Erholungsfürsorge investiert. Uns drohte die unmittelbare Insolvenz unserer Appartementhäuser in Hahnenklee. Die von mir 2013 eingesetzte Sanierungsgruppe hat Bedarfe und Herausforderungen aufgezeigt, die es bei der Mitgliederversammlung zu diskutieren gibt. Ich wiederhole hier auch mündlich noch einmal meinen Appell, sich daran aktiv zu beteiligen. Es geht um nicht weniger als um die Zukunft dieser Einrichtung.
Um Zukunft geht es auch in unserer Ausbildung. 1.224 Kameradinnen und Kameraden wurden 2013 an der Feuerwehrakademie aus- und fortgebildet. Die Erfahrungen und Wünsche der Vorjahre haben wir in die Gestaltung von neuen Lehrgängen in diesem Jahr einfließen lassen. Dabei geht es vor allem um die Fortbildung unserer Führungskräfte. Eine Übersicht habe ich in der ersten Ausgabe der LBF-Aktuell in diesem Jahr gegeben. Ein neuer Lehrgang liegt mir besonders am Herzen. Einige „Tester“ haben bei unseren Nachbarn schon einmal geschaut, wie es andere machen: Die Brandschutzerziehung.
Die Kameradinnen und Kameraden der FF empfangen jedes Jahr hunderte, ja sogar tausende Kinder in ihren Feuerwehrhäusern oder besuchen sie in Schulen oder Kindergärten. Wir bringen ihnen die Gefahren des Feuers nahe, sensibilisieren und geben praktische Hinweise. Ich weiß, dass viele von Euch seit Jahren mit viel Herzblut und immer neuen Ideen schon dabei sind. Mit einem neuen Lehrgang an der Akademie wollen wir das Wissen um die Brandschutzerziehung noch weiter streuen und mehr Kameraden – auch aus der Ehrenabteilung – motivieren, sich hier einzubringen.
Liebe Kameradinnen und Kameraden, ich wurde gefragt, wie ich zu sogenannten „Bürgernahen Beamten“ stehe. Das ist eine Idee einer Lobbygruppe der Berufsfeuerwehr, mit der sich auch die Abteilungsleiter beschäftigt haben. Dazu sage ich heute, und nur einmal und mit aller gebotenen Deutlichkeit:
Wir brauchen in Hamburg keine Bürgernahen Beamten der Feuerwehr Hamburg.
Wir haben 2.488 bürgernahe Ehrenbeamtinnen und Ehrenbeamte in 87 Freiwilligen Feuerwehren. Näher dran geht nicht.
Liebe Kameradinnen und Kameraden, ich will an dieser Stelle zu einem ernsten, zu einem aktuellen Thema kommen. Bereits letzte Woche, bei der Delegiertenversammlung der Jugendfeuerwehr, habe ich darüber gesprochen. Und die heute bekannt gewordenen Ereignisse machen einmal mehr deutlich, dass klare Worte nötig sind. Unmaskiert und für hoffentlich jeden verständlich.
Der Brandeinsatz am 5. Februar in Altona war nicht nur tragisch. Es war ein sowohl für Opfer als auch Einsatzkräfte schreckliches Ereignis – er forderte den Tod einer Mutter mit ihren beiden Kindern. Er hat auch uns – als Feuerwehr – im besonderen Maße belastet und erschüttert.
Einer von uns, ein frisches Mitglied einer Jugendfeuerwehr, 13 Jahre alt, ist für diese Tat verantwortlich. Er wird nicht ins Gefängnis gehen. Ich denke aber, das Wissen um die Tat ist Strafe genug – ein Leben lang. Wer möchte drei Menschenleben auf dem Gewissen haben?
Es verärgert und macht mich fassungslos, dass die vier aktuellen Brandstifter von dieser tödlichen Brandstiftung offenbar nicht beeindruckt und abgeschreckt wurden.
Ich meine:
Diese Brandstiftungen sind auch ein Anschlag auf 5.000 Feuerwehrfrauen und Männer in Hamburg, die rund um die Uhr den Bürgerinnen und Bürgern ausschließlich helfen wollen und deren Arbeit und Leistungen damit beschädigt werden. Für uns ist Brandstiftung durch Angehörige der Feuerwehr leider nicht neu. Das gibt es immer wieder. Leider.
Es verärgert uns alle. Und es rüttelt am Bild der Feuerwehr. Keineswegs aber sind die meisten Brandstifter Feuerwehrleute. Wenn es so ist – dann ist die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Medien, sofort da. Warum ist das so? Wir als Freiwillige Feuerwehr, die Berufsfeuerwehr, die Werkfeuerwehren, die Jugendfeuerwehren, genießen ein enorm hohes Vertrauen – und Ansehen – in der Bevölkerung.
Wir sind da, wenn man uns braucht. Wir sind die Menschen, die durch Rauch, Lärm und Feuer Hoffnung und Rettung bringen. Verantwortungsvolles und bewusstes Handeln sind zwingende Voraussetzung für Menschen, die sich Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau nennen möchten.
Daher will ich heute deutlich machen: Für mich, für uns, gibt es keine kleine Zündelei. Jede Brandstiftung – und sei es noch der kleinste Papierkorb – ist eine unverantwortliche Tat, die Menschenleben kosten kann. Aus einem Müllcontainer wird ein Keller. Aus einem Keller wird ein Wohnhaus. Und in einem Wohnhaus – da sterben Menschen.
Für mich gibt es daher keine Diskussion:
Brandstifter haben keinen Platz in der Feuerwehr – nie mehr.
Ich will Euch heute einen klaren Auftrag mitgeben: Macht Euren Kameradinnen und Kameraden, macht Anwärtern gleich beim ersten Termin,unmissverständlich klar, dass es für uns kein Pardon, kein Verständnis gibt. Nehmt dieses tragische Ereignis zum Anlass, dies offen in den Wehren anzusprechen. Zeigt das Bild eines Kinderwagens, wegen dem drei Menschen unschuldig und sinnlos ums Leben gekommen sind, zahlreiche Menschen verletzt wurden und Leid ertragen mussten.
Dies darf nie wieder passieren.
Dieses schreckliche Ereignis darf auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Jugendfeuerwehr eine rundum gute, nachhaltige und erfolgreiche Arbeit macht. Davon profitiert unsere FF, davon profitiert sogar nicht selten die Berufsfeuerwehr und – mir eigentlich am wichtigsten – davon profitieren die jungen Menschen. Sie werden erwachsen im Geiste der Hilfe am Nächsten. Im Einsatz für die Gemeinschaft. Sie lernen Demokratie und Verantwortungsbewusstsein. All dies waren für die Entscheidungsträger der Nationalstiftung letztes Jahr Grund genug unserer Jugendfeuerwehr, in Hamburg, in ganz Deutschland, ihren Angehörigen und Betreuern gleichermaßen, den Deutschen Nationalpreis 2013 zu widmen. Die Verleihung fand hier in Hamburg statt. Ein klares Bekenntnis zu unserer Jugendfeuerwehr und ein ehrlicher Dank kam von unserem ehemaligen Senator, Altbundeskanzler und Ehrenbürger unserer Stadt, Helmut Schmidt.
Ich kann mich seinen Worten nur anschließen und will Euch, den Jugendfeuerwehrwartinnen und Jugendfeuerwehrwarten, für Euren Einsatz, für Eure Zeit und Euer Engagement herzlich danken. Ihr seid es, die tagtäglich die Erfolgsgeschichte Jugendfeuerwehr weiterschreiben. Macht weiter so!
Eine neue Erfolgsgeschichte kann seit dem 1. Januar 2013 geschrieben werden. Die ersten vier Minifeuerwehren haben den Betrieb aufgenommen, die fünfte kommt bald hinzu. Wir gehen damit neue Wege. Ein Stück Brandschutzerziehung, ein Stück Nachwuchsgewinnung. Ich freue mich, dass so schnell so viele Wehren die Initiative ergreifen und danke allen Beteiligten für ihr Engagement. Auch dies hat einen Applaus verdient.
Und zum Abschluss will ich dieses Jahr eine ganz besondere Gruppe hervorheben, die eine unverzichtbare Arbeit in und für unsere Freiwillige Feuerwehr leistet, die im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar ist. Sie reißen Stunden um Stunden. Sie sind gut ausgebildet, motiviert und müssen immer wieder Nervenstärke zeigen. Ihr Job ist einer der wichtigsten in unserer FF und doch von so vielen als Selbstverständlichkeit gesehen. Unzählige Stunden werden jedes Jahr in den 12 Bereichen aufgewendet. Unbezahlt und doch hochgradig eigennützig: Die Bereichsausbilderinnen und Bereichsausbilder.
Sie verstehen es, aus einem dunklen Stein einen Edelstein zu schleifen, zu polieren und zum glänzen zu bringen. Dabei geht es nicht allein um die reine Vermittlung von Wissen. Es geht auch um das Gefühl, Feuerwehrmann, Feuerwehrfrau zu sein.Sich für die Gemeinschaft einzusetzen, im Team zu arbeiten. All das und noch viel mehr bringen sie, bringt Ihr, unserem Nachwuchs bei. Wir können uns darauf verlassen. Im Hintergrund wirkend und ohne viel Aufsehen. Dafür verdienen unsere Bereichsausbilder unseren Respekt und unsere Anerkennung.
Fast alle Bereichsausbilder-Sprecher, eine ganze Reihe von Bereichsausbildern sind heute da. Nehmt unseren Dank mit zu den Kameradinnen und Kameraden, der folgende Applaus darf bitte auch größer als sonst ausfallen und er gehört Euch.
Damit, liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Gäste, will ich meinen Bericht für heute schließen. Jedoch nicht ohne allen Kameradinnen und Kameraden stets eine gesunde Heimkehr von allen Einsätzen zu wünschen.
Einen angenehmen Abend und vielen Dank Ihnen und Euch für die Aufmerksamkeit.
André Wronski
Landesbereichsführer
Freiwillige Feuerwehr Hamburg
Hamburg, 28.03.2014
Es gilt das gesprochene Wort.
Text: Jan Todt
Fotos: Dieter Frommer
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